Freitag, 2. Mai 2014

Der Noah-Film, Godzilla und die böse globale Erwärmung


Jetzt also Noah. Einer der Blockbuster des beginnenden Sommers, inszeniert von einem gefeierten Starregisseur, Russel Crowe als Noah, Anthony Hopkins als Methusalem und Emma Watson als... Emma Watson, die man aus einem Harry-Potter-Film entführt und in so eine Art Steinzeit-Dress gesteckt hat, damit sie verzweifelt in die Kamera schauen kann:


Aber ich greife vor, zurück zum Film. Überraschen kann dessen aufwendige Produktion letzlich niemanden, denn Monumentalfilme kommen nie aus der Mode, sind in 3D angenehm teuer für das zahlende Publikum und das Drehbuch liegt seit mehreren tausend Jahren schon irgendwo rum. (Und weil Hollywood ja so im Großen und Ganzen auch ein bisschen grenzdebil ist, passt das ganz gut zu den perversen und-abartigen Storys, die im Alten Testament so ausgepackt werden.) Aber bleiben wir beim Wesentlichen: Ich war im Kino, habe den Film gesehen, er war schlecht und auch ein bisschen irrelevant. Warum sollte man sich also die Mühe machen, trotzdem über ihn zu schreiben? Weil Noah - The Movie weit mehr ist als eine christliche Variante von heiter-durchschnittlichen Katastrophenfilmen à la The Day after Tomorrow. Er ist - und wäre er nicht so furchtbar langweilig gewesen, müsste man ihm dafür tatsächlich Respekt zollen - nicht mehr und nicht weniger als die komprimierte Quintessenz unserer gesamten Gegenwarts-Popkultur. Puh, das muss man erst einmal verdauen. Fangen wir also in Ruhe und von ganz von vorne an: Am Anfang war bekanntlich das Licht (Bibel-Allegorie in einem Beitrag über Noah, wie originell), und das zeigte zunächst diverse Vorschauen diverser Filme, die ich alle wieder vergessen habe, bis auf: Diese. Yes! Endlich! Ein neuer Film über God-mutherfucking-Zilla, und mehr muss man dann eigentlich auch nicht sagen. Eine Flut aus rauschhaften Glücksgefühlen überkam mich und - dafür lege ich meine Hand ins Feuer - jeden anderen Mann in diesem romantisch-verdunkelten Kinosaal. Godzilla, das bedeutet gleichzeitig glückselige Erinnerungen an die eigene Kindheit und ihren liebevollen Trash-Charme, männlich-wohldosierte Action und Gewalt und ein riesiges Kult-Echsenviech aus Japan. Und um dem allen noch die Krone aufzusetzen wird der Cast angeführt von Bryan "Heisenberg" Cranston, dem wohl einzigen Menschen auf dieser Welt, dem es gelingen konnte, Crystal Meth, eine Droge, die das anrichten kann, positiv in der Popkultur zu verankern. Natürlich begeistert mich der Trailer, ich kann mich kaum auf meinem Stuhl halten, aber dann halt der letzte Satz des Filmschnippels in meinem Kopf nach: "Der Mensch dachte, er beherrsche die Natur. Dabei beherrscht die Natur den Menschen." Das klingt merkwürdig philosophisch und umweltbewusst für einen Film, in dem es um ein überlebensgroßes Monster geht, das Hochhäuser umschubst (anbei eine Auswahl seiner schönsten Verwüstungen), denke ich noch, als der Trailer des neuen Planet-der-Affen-Films mit einer ganz ähnlichen Die-Welt-wird-vom-Menschen-zerstört-Message aufwartet und schließlich sogar Spiderman der neuen Ökobewegung anheimfällt. Ähm... WTF? Gut, dass Affen und... Riesenechsen etwas an der Erhaltung ihres natürlichen Ökosystems liegt, geschenkt, aber auch du, mein Sohn Peter Parker?

Und während man sich noch über die neue Save-the-Earth-Hippiekommune namens Mainstream-Blockbuster-Kino (ist das nicht eigentlich ein Widerspruch in sich? Ach, drauf geschissen) fängt der eigentliche Film an. Und der, für alle, die die Message noch immer nicht gerafft haben sollten, holt die ganz großen Geschütze raus. Obwohl der Film in nicht näher definierter Vorzeit spielt, sind Noah und seine Familie den Schikanen boshafter Industrienationen ausgesetzt, die die Wälder verfeuern und die Erde ihrer kostbaren Rohstoffe berauben, natürlich auf Kosten der Umwelt. Russel hingegen lehrt seine Söhne, keine Blumen abzubrechen und lebt selbstverständlich vegan, während seine Nemesis...e (?) Unmengen Tiere und Menschen schlachten, Goldminen graben, Frauen vergewaltigen und all das, was man als Klimakiller eben so tut. Wow. Die Botschaft kam wirklich subtil.

Der ganze andere Kram, der den Film so wahnsinnig schwachsinnig macht, kann spätestens jetzt nur noch am Rande interessieren. Anthony Hopkins als dementer, sabbernder Idiot (sorry, Fakt), merkwürdige Fels-Engel-Wesen, die sich eine nicht vorlagengetreue, aber gewaltige Herr-der-Ringe-mäßige Schlacht mit den bösen Menschen liefern, Russel Crowe, der sich irgendwann eine Glatze rasiert, aussieht wie Max Payne und nebenbei eine Meeeenge Leute um die Ecke bringt (gut, er ist Russel "Gladiator" Crowe, aber führt er damit nicht eigentlich die Geschichte von der Sündenlosigkeit Noahs ad absurdum?), et cetera, et cetera. Geschenkt. Wichtiger ist die Erkentnis, die uns bleibt, nachdem wir den Kinosaal verlassen haben: Jedes Zeitalter hat seine Weltsicht und seine Merkmale, die sich auch und zuvorderst in der Popkultur manifestieren. Barock. Nachkriegszeit. Die Renaissance. Und wer sich bis jetzt verzweifelt gefragt hat, in welchem Zeitalter wir gerade leben, dem sei nach dieser Kinoerfahrung mit einiger Sicherheit gesagt: Es ist das Ökologische. Riesenechsen irren sich selten. Insofern ist dann doch alles gut.


Hier geht es zum Trailer:



PS: Wer sich davon überzeugen möchte, wie abgefahren das Alte Testament ist (und es ist ziemlich abgefahren), der kann sich in diesem Wikipedia-Artikel davon überzeugen. Eine These verschiedener Bibelwissenschaftler besagt nämlich, dass Noah von seinem eigenen Sohn vergewaltigt wurde, als er besoffen und nackt am Strand lag. Wow. Also wenn ich Gott wäre, dann hätte ich wahrscheinlich auch genau diese Vorzeige-Familie vor der Sintflut retten wollen. Gleich nach den Geissens.

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